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Regelungskonzepte und Energiemanagement

Neue Tarifsysteme

Eine weitere Möglichkeit von Smart Heat-Metern ist die Einführung neuer Tarifsysteme. Hierbei können folgende zwei Möglichkeiten genannt werden:

a.) Anreize zur Senkung der Rücklauftemperaturen

Niedrige Rücklauftemperaturen sind eine wichtige Eigenschaft zukünftiger Fernwärmenetze (siehe 8.7 „Niedertemperaturfernwärme / die 4. Generation der Fernwärme“). Dort, wo die NutzerInnen die Möglichkeit haben, ihr Heizsystem zu adaptieren (insbesondere im Einfamilienhausbereich), können geeignete Tarifsysteme ein Anreiz für sie sein, Maßnahmen zu setzen, welche die Rücklauftemperatur reduzieren.

Eine mögliche Ausgestaltung eines solchen Anreizsystems könnte wie folgt aussehen: KundInnen, die eine durchschnittliche Spreizung zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur von über 35 °C erreichen, können einen zusätzlichen Rabatt (Bonus) bekommen. Bei einer durchschnittlichen Spreizung unter 30 °C muss hingegen eine zusätzliche Gebühr (Malus) entrichtet werden.

Einen vergleichbaren Effekt hat die Abrechnung (des Arbeitspreises ganz oder teilweise) über den bezogenen Volumenstrom (Schmidt, R.-R., et al., 2013; Haraldsson/Mårten, 2016). Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die momentan verbauten Wärmemengenzähler derartige Tarife nicht erlauben, da sie nur auf die Energiemenge und nicht auf Temperaturen oder Volumenströme kalibriert sind, und entsprechend keine Abrechnung erfolgen darf.

Des Weiteren ist anzumerken, dass viele NutzerInnen keinen Zugang zum Heizsystem haben, um entsprechende Änderungen selber durchzuführen.

b.) Flexible Tarife/„Wärmebörse“

Flexible Tarifmodelle können in der Fernwärme relevant werden, sobald der Anteil volatiler Einspeiser (wie z. B. von Solarenergie und stromgeführten Wärmepumpen, aber auch z. T. industrieller Abwärme) dominierend wird. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, den Fernwärmetarif so zu gestalten, dass in Spitzenlastzeiten hohe Arbeitspreise verrechnet werden.

So kann erreicht werden, dass Lasten wie die Raumheizung oder die Beladung des Wasserspeichers außerhalb der Spitzenlastzeiten betrieben werden. So gibt es z. B. in Schweden bereits Wärmebetreiber (z. B. Göteborg Energi AB, Öresundskraft AB), die ihren KundInnen flexible Tarife anbieten. Diese unterliegen saisonalen bzw. auch tageszeitlichen Schwankungen und werden zum Teil auf Stundenbasis zu unterschiedlichen Preisen angeboten.

Durch diese Art von „Wärmebörse“ sollen den KundInnen finanzielle Anreize geboten werden, sich aktiv an der Lastverschiebung hin zu Zeiten mit billigerer Wärme zu beteiligen (Haraldsson/Mårten, 2016) Hierbei ist allerdings zu beachten, dass dieses Modell vor allem für Großverbraucher attraktiv sein kann, nicht aber für private Haushalte, die keine oder nur sehr geringe Möglichkeiten haben, ihre Nachfrage nach Raumwärme zeitlich zu gestalten.

Diese richtet sich nach dem geregelten Tagesablauf (mit Nachfragespitzen überwiegend in den Morgen- und späten Nachmittagszeiten) und vor allem nach Außentemperatur, Gebäudealter und Gebäudetyp sowie der Lage der Wohnung.

Auch können derartige Anreizsysteme zu einer Einschränkung des Nutzerkomforts und zu finanziellen Belastungen führen, vor allem bei einkommensschwachen Haushalten, bei denen die Ausgaben für Energie derzeit schon ein relevanter Kostenfaktor sind.