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Plus-Energie-Bilanz durch den Einsatz erneuerbarer Energien

Während im vorhergehenden Kapitel beschrieben wird, wie ein möglichst hohes Maß an Effizienz und die Bereitstellung von Wärme mit erneuerbaren Energien erreicht werden kann, soll nun aufgezeigt werden, wie im oder am Gebäude ein möglichst hohes Maß an erneuerbaren Energien stromseitig erreicht werden kann. Elektrizität wird zur neuen Leitwährung der Energiewende. Der Strommix ändert sich in den kommenden Jahren zunehmend von der überwiegend fossilen und nuklearen Bereitstellung hin zu einem erneuerbaren System. Dadurch wird sich die spezifische CO₂-Emission pro Kilowattstunde deutlich nach unten verändern. Es muss allerdings bedacht werden, dass auch erneuerbare Energien einen ökologischen Rucksack haben, der in der Bilanzierung berücksichtigt werden muss. Analog dazu wird sich die primärenergetische Bewertung von Strom sukzessive verändern. Während der Strommix derzeit mit einem Primärenergiefaktor von 1,31 belegt ist, wird sich dieser Wert in den nächsten Jahrzehnten noch weiter nach unten bewegen. Ein wesentlicher Betrachtungspunkt beim Umbau der Energieversorgung auf ein nachhaltiges System liegt in den Strommengen, die wir erneuerbar erzielen können. Nach derzeitigem Ermessen werden zwei Drittel der Arbeit durch Effizienz erbracht werden müssen und ein Drittel mittels der erneuerbaren Energien. Die Energiekosten werden sich auf diesem Bereitstellungsniveau der Erneuerbaren einpendeln. Das Kostenniveau wird in einem eher erträglichen Rahmen bleiben, wenn das Angebot an regenerativen Energien ausreichend ist und die dadurch erzeugte Belastung von Landschaft und gebauter Umwelt in einem verträglichen Rahmen gehalten werden kann.

Im Folgenden werden zu den möglichen Plus-Energie-Techniken kurze Erläuterungen gegeben.

Photovoltaik (siehe Lernfelder Grundlagen der Photovoltaik): Für die Bereitstellung von Plus-Energie innerhalb der Siedlungsstrukturen bzw. mittels Einbindung in die Gebäudehülle bietet sich vorrangig die Photovoltaik an. Derzeitig wird die Technik so kostengünstig, dass die Schwelle der Fördernotwendigkeit in wenigen Jahren unterschritten werden kann und bei optimierter Planung die Eigenstromnutzung wirtschaftlich darstellbar ist. PV-Systemkosten von 1.800 bis 1.500 Euro pro kWpeak sind derzeit in sehr günstigen Fällen bereits realisierbar und ermöglichen einen Herstellungspreis von etwa 15 Cent pro bereitgestellter kWh. Bei einem sinnvollen Verhältnis von selbstgenutztem, eingespeistem und aus dem Netz bezogenem Strom mit einem möglichst hohen Eigennutzungsanteil kann eine Photovoltaikanlage kostendeckend betrieben werden. Inwieweit dazu gegebenenfalls interne Speichermöglichkeiten in Form von Batterien etc. genutzt werden können, wird im folgenden Kapitel erläutert.

Photovoltaik kann auf dem Dach eines Gebäudes, an den Fassaden, auf und an Nebengebäuden, in Form von Verschattungselementen oder in sonstiger gestalterisch hochwertiger Form eingebunden werden. Lange war die optimale Südausrichtung und Neigung obligatorisch, um ein sinnvolles Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erzielen. Durch die deutlich niedrigeren Modulpreise können in den letzten Jahren auch gestalterisch begründete Alternativen gewählt werden. Zudem ist es nicht ganz uninteressant, unterschiedliche Ausrichtungen zu platzieren, damit die Bereitstellungszeit über den Tag gestreckt und mithin der direkt nutzbare Eigenanteil erhöht wird. Für die Auslegung gilt als Faustformel hinsichtlich monokristalliner PV-Module: Pro Kilowatt peak werden circa 8–10 m² Modulfläche benötigt. Der Ertrag liegt bei optimal ausgerichteten Flächen etwa zwischen 900 und 1.200 kWh pro Jahr. Bei etwas ungünstigeren Ausrichtungen, z. B. in Ost-West-Richtung oder bei vertikaler Montage, müssen diese Kennwerte mit dem Faktor 0,9 bis 0,75 multipliziert werden.

Am Beispiel eines Einfamilienhauses soll die Plus-Energie-Bilanz in Verbindung mit dem Einsatz von Photovoltaik dargestellt werden. Das Diagramm in der Abbildung oben zeigt den Primärenergiebedarf des Gebäudes, das bei einem Heizwärmebedarf von 15 kWh/m²a und einer Versorgung durch eine Flüssiggas-Brennwerttherme einen eher ungünstigen Primärenergiefaktor für die Wärmebereitstellung aufweist. Die Warmwasserbereitung wird in diesem Fall solarthermisch unterstützt mit einem solaren Deckungsgrad von 60 %. Der Haushaltsstromverbrauch ist optimiert auf einen Wert von etwa 1.500 kWh/a. Die tatsächlich eingebaute PV-Anlage mit 14 kWpeak erzeugt trotz Abzügen für die Monatsbilanzierung deutlich mehr als das Doppelte des Primärenergiebedarfs für den Betrieb des Gebäudes. Bilanziell ist die Elektromobilität ebenso durch die Plus-Energie-Bilanz abgedeckt wie die Graue Energie für die Erstellung des Gebäudes. Der Bauherr hat sich noch den Luxus eines 4.000-Liter-Flüssiggastanks geleistet, der ihn heizungsmäßig für 15 Jahre autonom hält. Das Gebäude ist selbstverständlich mit dem Stromnetz verbunden.

Solarthermie (Lernfeld Grundlagen Solarthermie und Solares Kühlen): Solarthermie kann einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung eines Gebäudes im Bereich der Warmwasserversorgung mit erneuerbaren Energien beitragen. Je nach Auslegung der Anlage sind das zwischen 40 bis gegebenenfalls über 60 Prozent der erforderlichen Energie für die Warmwasserbereitung. Das Spannungsverhältnis zu Photovoltaik sowie die eher ungünstige Situation bei Effizienzhäusern hinsichtlich der Heizungseinbindung wurden bereits weiter oben beschrieben.

Biomasse (Lernfeld Biomasseverbrennungstechnologien): Ebenfalls im vorletzten Kapitel werden Angaben zur Biomasseheizung gemacht. In ländlichen Gebieten ist die Nutzung von Biomasse zur Beheizung von Einfamilienhäusern durchaus zu empfehlen, wenn die Anlagen hinsichtlich der Emissionen optimiert sind und insbesondere wenn die Bereitstellung der Biomasse nachhaltig in die Umgebung integriert ist. In verdichteten Gebieten sollte bedacht werden, dass Anlagen hinsichtlich der Rauchgasreinigung optimiert ausgeführt werden müssen. Darüber hinaus sollte die Kopplung von Kraft und Wärme angestrebt werden, das heißt, die Anlagen sollten als Biomasse-Heizkraftanlagen erstellt werden. Das ist aber nur bei Nah- oder Fernwärmenetzen sinnvoll durchführbar und im kleinteiligen Bereich eher aufwendig.

Windkraft (Lernfeld Grundlagen der Windkraft): Windkraftanlagen werden im Allgemeinen als Anlagen im Megawattbereich errichtet und erzielen auf diesem Weg eine hohe Wirtschaftlichkeit. Je Quadratmeter Rotorfläche ernten sie bei hohen Nabenhöhen und einer daraus resultierenden Windgeschwindigkeit von 8 m/s über 1.000 kWh/a. Kleine Windkraftanlagen werden von zahlreichen Firmen angeboten. Da sie jedoch in geringer Höhe montiert werden und es in Wohngebieten nur in Ausnahmesituationen sehr ertragreiche Windsituationen gibt, ist der Ertrag deutlich geringer. Der Ertrag steigt mit der Windgeschwindigkeit in der dritten Potenz. Beträgt die Windgeschwindigkeit 5 m/s, so wird der Ertrag mit einem Faktor von 5*5*5 = 125 ermittelt. Liegt die Windgeschwindigkeit jedoch nur bei 3 m/s, was in den meisten Wohngebieten selbst bei einer Nabenhöhe von 10 m einen eher optimistischen Wert darstellt, so liegt der Faktor bei 3*3*3 = 27. Pro m² Rotorfläche ernten kleine Windkraftanlagen bei 3 m/s nur etwa 50 kWh/a.

Die Erträge von gebauten Windrädern liegen meist deutlich niedriger als von den BauherrInnen auf Grundlage der Herstellerangaben erwartet. Zudem gibt es zahlreiche Hürden bei der Erstellung einer solchen Anlage. Zunächst ist sie im Allgemeinen genehmigungspflichtig. NachbarInnen werden weder von hohen Masten noch von den potenziellen Geräuschen, die nur bedingt auszuschließen sind, begeistert sein. Wenn die Anlage auf dem Haus errichtet wird, muss mit Übertragungsgeräuschen gerechnet werden, die nur schwierig zu unterbinden sind.

Vertiefende Angaben gibt es auf zahlreichen Homepages (z. B. http://www.kleine-windkraft.at). Eine gute Hilfe stellt ein Programm zur Abschätzung des Windenergieertrags des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik in Kassel dar (http://www.windmonitor.de unter „Service/Ertragsschätzung kleiner Windenergieanlagen“).

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