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Bilanzierungsmodelle

Grundsätzlich besteht Konsens darüber, dass ein Plus-Energie-Gebäude ein Gebäude auf höchstem Passivhaus- bzw. Energieeffizienz-Standard ist, das rein rechnerisch übers Jahr gesehen mehr Energie abgibt, als es verbraucht.

„Die rechnerische Bilanzierung von Energiebezug und Einspeisung von Energie in eine Netzinfrastruktur geschieht an der Versorgungsschnittstelle eines Gebäudes. Zur eindeutigen Berechnung der Bilanz sind mindestens die folgenden drei Festlegungen erforderlich:

  • Ein oder mehrere geeignete Indikatoren (Endenergie, PE nicht erneuerbar, Primärenergie gesamt etc.),
  • Die Bilanzgrenze,
  • Der Bilanzierungszeitraum“. (Voss 2011, S. 28)

Die zentralen Fragen der Bilanzierung sind: Welche Werte (Verbräuche) werden in die Bilanzierung einbezogen? Wie werden die Systemgrenzen gezogen: Gebäude, Grundstücksgrenze, Bebauungsgebiet oder Region? Oder ist es sinnvoll, ein noch größeres System als Grundlage zu wählen?

Aus Versorgersicht ist es sinnvoll, das System so groß wie möglich zu wählen. Da der Ertrag erneuerbarer Energien zu bedeutsamen Teilen von der Solarstrahlung und dem Windaufkommen abhängig ist, können mittels eines überregionalen Ausgleichs Schwankungen gemindert und mithin Speicher- und Spitzenkraftwerksleistung eingespart werden. Dabei wird das Lastmanagement zur kontinuierlichen Sicherstellung der Stromversorgung mit zunehmendem Anteil erneuerbarer Energien anspruchsvoller.

Gebäudesysteme können das Strommanagement in nennenswertem Maß unterstützen und mithin eine entscheidende Rolle im zukünftigen Energieversorgungssystem einnehmen. Wenn es gelingt, den Strombezug und die Stromlieferung eines Bauwerks oder Baugebiets so zu gestalten, dass bei Strommangel im Netz von den Gebäuden geliefert werden kann und bei Überschussstrom im Netz Verbraucher im Haus gestartet werden können, so werden in diesem Maß Regelleistungen des Netzes eingespart.

Allerdings ist die Bilanzierung innerhalb der Grundstücksgrenzen bei verdichteten Gebäudestrukturen, zum Beispiel in innerstädtischen Bereichen, deutlich schwieriger als etwa bei Einfamilienhäusern. Darüber hinaus zeigen erneuerbare Energieversorgungskonzepte von Städten auf, dass nur durch einen Verbund von Metropole und Region sinnvolle Gesamtlösungen zu erzielen sind. Dabei sind wichtige Planungsparameter die Bewahrung der Baukultur einerseits, im Gegenzug aber auch der Landschaftsschutz, der einen großflächigen Landschaftsverbrauch mit erneuerbaren Energien verbietet. Insofern ist anzustreben, die Erzeugung erneuerbarer Energien so weit wie möglich in Siedlungsstrukturen zu integrieren. Dabei kommen für das Aufbringen beispielsweise von Photovoltaikflächen nicht nur die Gebäudedächer, sondern auch hochwertige Fassadenintegration, Nebengebäude, Überdachungen von Parkierungs- und Wegflächen, Schallschutzeinrichtungen und viele weitere Flächen infrage. Von Bedeutung ist dabei eine hochwertige gestalterische Integration der neuen Technik in das Stadtbild und die Gebäude.

Die Art und Weise der energetischen Bilanzierung der Plus-Energie-Gebäude sollte vor dem Hintergrund dieser zahlreichen Aspekte diskutiert und gestaltet werden. Es muss eine Grundlage geschaffen werden, dass Gebäudemodelle unterstützt werden, die eine positive synergetische Wirkung mit der gebauten Umwelt, der Region und den Versorgungsstrukturen aufweisen. Aktuell werden allerdings in der Fachdiskussion Bilanzierungsmodelle bevorzugt – und dementsprechend auch Richtlinien in diese Richtung ausgearbeitet –, bei denen die Systemgrenzen auf das Gebäude bezogen sind, maximal auf die Grundstücksgrenze.

Ein weiterer, sehr weit gefasster Ansatz ist auf der anderen Seite das Modell eines Bilanzausgleichs, bei dem „grüner Strom“ zugekauft werden kann oder auch Anteile an Wind- oder Solarstromanlagen gutgeschrieben werden. Entscheidend ist nur, dass ein Bilanzausgleich mit grünem Strom erfolgt (siehe Voss 2008). Überlegungen gibt es auch hinsichtlich Gutschriften, die aus einem CO2-Handel resultieren. In diesem Fall ist die Bilanzgrenze weder das Haus noch das Grundstück, sondern eine virtuelle (siehe Voss 2008).

Vertiefende Informationen zu Bilanzierungsmethoden finden Sie im Lernfeld „Net Zero Energy Building“.

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