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Partizipation in der PraxisBarbara Hammerl

12.6 Beteiligung in der Stadtentwicklung

Die Herausforderungen für Europas Städte sind komplex und mannigfaltig. Der Urbanisierungsgrad, also der Anteil der Stadtbewohner an der Gesamtbevölkerung lag im Jahr 2014 im EU-Schnitt bei 75%, in Österreich bei knapp 66%. Die meisten Prognosen gehen davon aus, dass die Urbanisierung weiter anhalten wird. Erste spürbare Auswirkungen sind steigende Immobilienpreise, Verkehrsüberlastung, Luftverschmutzung, die Verknappung von Grünflächen und attraktivem öffentlichen Raum und - damit verbunden - das Problem der städtischen Überhitzung in dicht verbauten Gebieten („Urban Heat Islands“).

Angesichts der Dringlichkeit und Komplexität der urbanen Herausforderungen muss klar sein, dass „business as usual“ und Silo-Denken diese Probleme nicht lösen werden. Um die Lebensqualität in Europas Städten nachhaltig zu sichern, braucht es neue gesellschaftliche Praktiken und Governance-Systeme sowie neben der inhaltlich/fachlichen Ebene eine noch stärkere Berücksichtigung der Prozess-/Verfahrensebene. Beteiligung sowie kooperative und integrative Planungsansätze gewinnen zunehmend an Bedeutung.

„Erkunden, Informieren, Präsentieren, Diskutieren, Moderieren, Motivieren, Koordinieren, Akzeptanz fördern, Beteiligen, um Konsens streiten, gemeinsam nach Lösungen suchen, zum Handeln anregen… all dies sind Kommunikationsaufgaben, denen sich diejenigen stellen müssen, die eine Bauaufgabe bewältigen, ein Projekt entwickeln, ein Quartier erneuern, einen Flächennutzungs-, Landschafts- oder Stadtentwicklungsplan aufstellen und umsetzen wollen. Keine Planungsaufgabe kann allein als Sachfrage begriffen werden. Sie ist immer auch, und zwar von Beginn an, eine Verfahrensfrage.“ (Selle K., 1996).