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Kommunikation in Planungsprozessen – Theoretische GrundlagenJulia Forster, Werner Tschirk, Andreas Voigt, Hans Peter Walchhofer

12.11 Wahrnehmung und Kommunikation in Planungsprozessen

Wahrnehmung und Kommunikation sind die Grundlagen menschlichen Beisammenseins. Alle Vorgänge, durch die wir zueinander in Beziehung treten – oder es vermeiden, in Beziehung zu treten – all das ist Kommunikation (vgl. Lahninger, 2008: 22).

Wahrnehmung bezeichnet dabei den Vorgang der Empfindung einer subjektiven Gesamtheit von Sinneseindrücken aus Reizen (Stimuli) der Umwelt und inneren Zuständen eines Lebewesens. Unter Kommunikation (lateinisch communicare = mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen) versteht man im Allgemeinen den Austausch oder die Übermittlung von Informationen.

In Planungsprozessen der Stadtteil- und Quartiersentwicklung spielen die Themen Wahrnehmung und Kommunikation eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die entsprechenden Planungs-, Beteiligungs- und Entscheidungsprozesse mitzugestalten. Viele Planungstheoretiker (siehe Kapitel „Kooperative Planungsmodelle – theoretische Grundlagen zur Partizipation in der Raumplanung“) sind sogar der Meinung, dass gelungene Kommunikation maßgeblich zu einer Verbesserung der Qualität in der Planung beiträgt.

Wie kann Kommunikation in Planungsprozessen gelingen

Moderne „Masterpläne“ in der Stadtteil- und Quartiersentwicklung verstehen sich mittlerweile weniger als produkt- und ergebnisorientierte Planwerke als vielmehr als „Partituren“ zu komplexen, strategischen Entwicklungsprozessen und als „Plattformen“ der Kommunikation und Interaktion auf vielfältigen Planungsebenen und mit diversen PartnerInnen (vgl. Scheuvens, Tschirk, Krassnitzer, 2010: 11). Die Frage, die sich somit stellt, ist weniger, ob Kommunikation in komplexen Planungsprozessen notwendig ist, sondern vielmehr, wie Kommunikation dabei gelingen kann.

Humberto Maturana und Francisco Varela beschreiben im Buch „Der Baum der Erkenntnis: die biologischen Wurzeln des Erkennens“ das Phänomen der Autopoiesis. Autopoietische Systeme (beispielsweise Menschen) sind rekursiv organisiert. D. h. es gibt keine beobachterunabhängige Sichtweise. Menschen nehmen in ihrer Umwelt nur das wahr, was „anschlussfähig“ ist.

Somit bezieht sich Kommunikation nur scheinbar direkt auf die Umwelt, tatsächliche jedoch vielmehr auf subjektiv wahrgenommene innere Abbildung der Umwelt die stark vom eigenen Denken und von den eigenen Werten geprägt ist (vgl. Maturana, V., 1987: 32, 56). Für Planungsprozesse bedeutet dieser Aspekt, dass es wichtig ist, die Zielgruppe zu kennen und zu verstehen und die Kommunikation so zu gestalten, dass sie „anschlussfähig“ ist. Zum Beispiel: Wie ist der Wissenstand der Personen? Was sind ihre Bedürfnisse? Wie ist die Stimmung in der Gruppe? Etc.