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Kommunikation in Planungsprozessen – Theoretische GrundlagenJulia Forster, Werner Tschirk, Andreas Voigt, Hans Peter Walchhofer

12.12 Offenheit in der Planung

Der Kommunikationsforscher und Psychotherapeut Paul Watzlawick betrachtete die Beziehungen und Wechselwirkungen menschlicher Beziehungen. Er fand eine Art Regelhaftigkeit im Kommunikationsverhalten die als 5 Axiome der Kommunikation bekannt geworden sind. Watzlawick ging davon aus, dass diese Grundsätze in erfolgreicher Kommunikation berücksichtigt, in gestörter hingegen verletzt werden.

Einen besonderen Stellenwert in Planungsprozessen scheint die als Axiom Nummer zwei bezeichnete Grundregeln einzunehmen: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt“ (vgl. Watzlawick, 2017):

Jede Kommunikation beinhaltet über ihre reine Sachinformation hinaus Hinweise, wie die/der SenderIn die Botschaft im Verhältnis zum Gegenüber meint. Der Inhaltsaspekt ist der semantische, sachliche Gehalt einer Nachricht. Der Beziehungsaspekt gibt an, wie die Sachinformation aufzufassen ist. Der Satz: „Du bist aber schlau!“ kann je nach Beziehungsaspekt (Tonfall, Mimik, Gestik, ...) Anerkennung („Du bist wirklich genial.“) oder genervte Abwertung („Du hältst dich wohl für besonders klug.“) bedeuten.

Je „gesünder“ eine Beziehung ist, desto mehr rückt der Beziehungsaspekt in den Hintergrund. In gestörten Beziehungen nimmt das Ringen um die unterschiedlich gesehenen Beziehungsaspekte hingegen den Löwenanteil der Kommunikation ein, die Sachebene geht fast gänzlich verloren. Störungen entstehen, wenn Uneinigkeit auf Sach- und Beziehungsebene besteht und Uneinigkeiten auf der einen Ebene auf der anderen ausgetragen werden. Meinungsverschiedenheiten auf der Sachebene können die Beziehungsebene beeinträchtigen oder umgekehrt (Watzlawick, 2017).

In der Planungsdisziplin sind wir es gewohnt, in der rationalen, wissenschaftsgeleiteten Ebene zu denken. Diskrepanzen auf der „Beziehungsebene“ können jedoch die Kommunikation über Sachfragen und Inhalte maßgeblich stören. Raumplanung muss – wenn sie wirksam werden möchte – die persönliche Ebene und die zwischenmenschliche Ebene verstärkt berücksichtigen. Offenheit in der Planung, Struktur im Prozess oder auch Elemente des gemeinsamen Erlebens und kulturelle Aktivitäten können zur Stärkung der Beziehungsebene bei allen Beteiligten beitragen.

In persönlichen Gesprächen kann das Gesprächsklima durch Faktoren wie ausreichend Zeit, Offenheit für das Gespräch, aktives, bewusstes Zuhören, Ehrlichkeit und eine positive Einstellung der/dem GesprächspartnerIn gegenüber gefördert werden.

Auf SenderInnen-Seite können folgende Punkte beachtet werden. Dabei ist zu bedenken, dass sich Personen immer sprachlich wie auch nichtsprachlich äußern (nach Schulz von Thun, 1981):

  • Sachinhalt: formuliere verständlich und mit einfachen Worten. Formuliere explizit (offen) und nicht verdeckt (implizit), was du mitteilen willst.
  • Appell: sage klar, was du beim anderen erreichen willst und formuliere dein Anliegen überzeugt
  • Beziehung: Stelle persönlichen Kontakt her und verhalte dich deinem Gegenüber wertschätzend
  • Selbstoffenbarung: Sei „echt“ und spiele keine Rolle, versuchen nicht perfekt zu sein und formuliere in Ich-Botschaften.

Gute EmpfängerInnen können folgende Punkte beachten (nach Schulz von Thun, 1981):

  • Sachinhalt: Hör genau zu („aktives Zuhören“)! Frage bei Verständnisschwierigkeiten nach und fasse im Zweifelsfall das Gesagte nochmals zusammen, um dem Gegenüber Feedback zu geben.
  • Appell: Welche Aufforderung könnte enthalten sein. Mache gegebenenfalls selbst Vorschläge für Handlungen.
  • Beziehung: Verhalte dich deinem Gegenüber wertschätzend und achte auch auf nichtsprachliche Äußerungen
  • Selbstoffenbarung: Achte darauf, was der andere über sich aussagt und höre zu.

In Planungsprozessen – wenn es darum geht, in Lebenswelten von Menschen einzugreifen und Veränderungen herbeizuführen – benötigt Kommunikation besondere Sensibilität. Es geht dabei nur zum Teil um den eigentlichen Sachverhalt. Jedenfalls brauchen Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit, die zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die persönlichen Bedürfnisse ebenso große Aufmerksamkeit.