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Die offene Stadt Simona Stockreiter

12.16 Die „geschlossene“ Stadt

In einer „geschlossenen (smarten) Stadt“ besteht die Funktionsweise technischer Innovationen hauptsächlich darin, eine optimale Regulierung und Kontrolle der Ressourcen von autonomen IT Systemen zu gewährleisten. Die gesammelten Daten (Standortdaten zur Verkehrsregulation, Daten über individuellen Energieverbrauch, Konsumentendaten etc.) werden oftmals von lediglich einem Monopol gespeichert und ausgewertet (siehe The Guardian, 2014).

Für Kritiker wie den Technikforschern Adam Greenfield (The Guardian) und Anthony Townsend ist die Smart City mit einer primär technologiebasierten Perspektive im Wesentlichen ein „Big Business“. Ein Beispiel einer neu gebauten Smart City die diesen Idealen entspricht, ist Songdo in Südkorea.

Deren zugrundeliegende Annahmen lauten, dass jeder Aktivität ein angemessener Ort und der passende Zeitpunkt zugewiesen werden kann. Die Bewegungen einer Stadt können bis ins kleinste Detail kodiert und im Folgenden vorausgeplant werden. Für jedes Problem, so ist die Grundthese, gibt es eine korrekte Lösung, die in einem „one-way flow“ bereitgestellt wird. Die Konsequenz ist eine Entdemokratisierung der Stadtplanung (siehe Townsend, M., A., 2014).

Des Weiteren ist interessant, dass das inhärente Ziel hochvernetzter, technologisierter Smart Cities (siehe auch Woche 1 „Technologische Perspektive/IKT-zentrierte Ansätze“), die im herkömmlichen Sinne „Top-down“ organisiert sind, eine stetige Verbesserung von Effizienz ist, die jedoch in ihrer Ausprägung, so lautet die Kritik, keine Transgression zulässt. Was das bedeutet, wird in der Beleuchtung des physischen Raumes geschlossener Städte besser verständlich.

In solch einem (fiktiven) rein geschlossenen technischen System werden Bürger und Bürgerinnen in erster Linie eine passive Funktion zugeschrieben. Als Produzent*innen von Informationen, die gesammelt, interpretiert und kalkuliert werden, finden sie als Kund*innen oder Konsument*innen Beachtung, die aus den vorausberechneten Optionen die effizienteste wählen.

Für Sennett ist die „Freiheit“ der Bürger*innen in diesem zugespitzten Fall einer „stupefying smart city“ lediglich auf „choosing menu options rather than creating the menu“ (Sennett, R. o. J. b.), beschränkt.

Diese dystopischen Visionen eines geschlossenen Systems, indem die Technik in futuristischen Smart Cities sowohl die demokratischen Prozesse unterwandert als auch die Freiheit des Einzelnen determiniert, scheinen überzogen bzw. schienen zumindest bis vor Kurzem überzogen.