Zum Hauptinhalt springen

Komfort und Nutzerverhalten im sanierten Gebäude

Der Architekt im Interview

In Interviewfrage_Nutzerverhalten.mp3 beantwortet Dr. Burkhard Schulze Darup die Frage: „Inwieweit muss und kann man das Nutzerverhalten bereits bei der Planung berücksichtigen?“

Anfang März 2011 wurde im Rahmen einer Begehung des Gebäudes bei einem Teil der MieterInnen eine Befragung durchgeführt. 15 der 72 MieterInnen wurden nach dem Zufallsprinzip quer durch die Gebäude und Wohnungstypen befragt. Die Fragen bezogen sich auf das Gesamtempfinden des Wärmekomforts, auf die Funktion und Wirksamkeit der Lüftungsanlage und der Heizung, Raumluftqualität, auf die Energiekosten bzw. den Energieverbrauch und die Bedienungsfreundlichkeit. In Form eines Gesprächs wurden diese Faktoren durchgegangen und sowohl die kritischen Aspekte angesprochen als auch das Maß der Zustimmung.

Im Folgenden werden die wesentlichen Aspekte kurz zusammengefasst:

Gesamtempfinden des Wärmekomforts

Dies war der Punkt mit der höchsten Zustimmung, es gab Aussagen wie „Die angenehmste Wohnung, in der ich je gewohnt habe“, „Das Beste, was ich diesbezüglich je erlebt habe“ und „Meine erste Wohnung, wo weder Kälte reinkommt noch Wärme rausgeht“. In zwei Fällen wurde auf Undichtheiten bei den Fenstern hingewiesen, beide Male bei raumhohen Elementen an der Unterseite, die offensichtlich nachgestellt werden mussten.

Funktion und Wirksamkeit der Lüftungsanlage/Raumluftqualität

Grundsätzlich war eine hohe Zustimmung mit der Lüftungsanlage gegeben. Die einfache Regelung wurde begrüßt. Zwei Befragte waren sich nicht bewusst, dass sie Einfluss auf die Lüftung nehmen können. In einem Fall empfand eine Bewohnerin Zug von der Zuluft und entschuldigte sich zugleich für ihre Empfindlichkeit. Das Zuluftelement war zwei bis drei Meter vom Sofa entfernt oberhalb der Tür montiert und mit einem eher hohen Luftvolumen eingestellt. Nach Drosselung der Luftmenge spürte sie keinen Zug mehr. In Einzelfällen wurden geringe Geräusche von den Zuluftelementen angemahnt. In einer Wohnung werden Küchengerüche wahrgenommen, die aus der Wohnung oberhalb stammen.

Die Raumluftqualität wurde durchwegs als gut bis sehr gut beschrieben. Beim Heimkommen und Betreten der Wohnung wird die Luft als frisch und angenehm empfunden. Zahlreiche MieterInnen lüften in der Heizsaison fast nie manuell, andere führen ein- bis zweimal täglich kurze Querlüftungen aus, z. B. nach dem Kochen oder vor dem Zubettgehen. Mehrere MieterInnen haben Haustiere und lassen dafür auch mal eine Weile die Terrassentür offenstehen. Ebenso öffnen einzelne MieterInnen nachts das Fenster zum Schlafen auf Kippstellung.

Besonderes Lob kam von Mieterinnen aus zwei Raucherhaushalten. Die Partnerinnen der Raucher lobten die deutlich bessere Luft als in jeder Wohnung zuvor: „Man riecht es schon, aber die Situation ist deutlich besser, und am nächsten Morgen ist die Luft frisch.“

Eine besondere Erfahrung war für eine Mieterin, dass ohne Aufdrehen des Badheizkörpers ihr Handtuch schnell trocknet. Das Gleiche wurde in anderen Wohnungen hinsichtlich der Wäschetrocknung angemerkt, sodass die Wasch- und Trockenräume im Keller wenig genutzt werden.

Funktion und Wirksamkeit der Heizung

Hinsichtlich der Heizung kamen bei der Befragung vor allem Anmerkungen wie „Wir drehen die Heizkörper kaum auf“, „Ich heize nur im Wohnzimmer“, „Meist steht das Ventil auf Stellung 2 bis 2,5“ (von 5), „Schlafzimmer auf 2, Bad auf 2 und Wohnen auf 2“, „Erst sehr spät im Jahr angefangen zu heizen (November)“, „Bei Sonnenschein überhaupt keine Heizung“.

Energiekosten bzw. Energieverbrauch

Die Zufriedenheit mit dem Energieverbrauch war erwartungsgemäß sehr hoch. Obwohl niemand von den Befragten wusste, wie hoch die Heizkosten lagen, kamen grundsätzlich positive Äußerungen wie „Das erste Mal, dass ich in einer Wohnung eine Rückzahlung bekommen habe“, „800 Euro Einsparung gegenüber meiner letzten Wohnung“ sowie mehrere weitere Hinweise auf Heizkostenrückerstattungen.

Bedienungsfreundlichkeit

Keiner der befragten MieterInnen äußerte sich negativ über den Bedienkomfort. Sowohl mit der Heizung als auch der Lüftung traten keine Probleme auf, und die Regelungsform wurde als unproblematisch empfunden bzw. es wurde gar nicht wahrgenommen, dass ein Problem mit dem Wohnen in einem Gebäude mit hoher Energieeffizienz bestehen könnte. Die zweiseitige Mieterinformation war von den meisten beim Einzug gelesen worden, ohne tiefere Fragen aufzuwerfen. Es wird nicht so empfunden, dass eine grundlegende Änderung des Wohnverhaltens nötig wäre.

Auswertung

Abschließend wurde jeweils um eine Benotung des Gesamtempfindens hinsichtlich der energetischen Aspekte und des Wohnkomforts gebeten. 79 Prozent der Befragten gaben als Gesamtbewertung auf der Notenskala von 1 bis 6 die Note „Sehr gut“ an, 21 Prozent bewerteten mit „Gut“, davon taten dies zwei Parteien unter Vorbehalt bezüglich technischer Nacharbeit, z. B. Nachstellen der Fenster zur nächsten Heizperiode

Sie dürfen:
Teilen — das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten.
Der Lizenzgeber kann diese Freiheiten nicht widerrufen, solange Sie sich an die Lizenzbedingungen halten.
Unter folgenden Bedingungen:
Namensnennung — Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.
Nicht kommerziell — Sie dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen.
Weitergabe unter gleichen Bedingungen — Wenn Sie das Material remixen, verändern oder anderweitig direkt darauf aufbauen, dürfen Sie Ihre Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das Original verbreiten.
Keine weiteren Einschränkungen — Sie dürfen keine zusätzlichen Klauseln oder technische Verfahren einsetzen, die anderen rechtlich irgendetwas untersagen, was die Lizenz erlaubt.
Hinweise zur Namensnennung/Zitierweise:
Texte: Autor_innen des Lernfelds/ Fallbeispiel/ Kurswoche, Erscheinungsjahr, Titel des Lernfelds/ Fallbeispiel/ Kurswoche. Hrsg.: e-genius – Initiative offene Bildung, www.e-genius.at”
Bilder: „Name der Rechteinhaberin/des Rechteinhabers/ Name des Fotografen www.e-genius.at“