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Komplexe Planung

4.2 EigentümerInnen-, und MieterInnenstrukturen

Komplexe Planungssituationen resultieren auch aus dem Umstand, dass vor allem in Bestandsquartieren in der Regel komplizierte Eigentümerstrukturen (ein Mix aus WohnungseigentümerInnen, MieterInnen sowie unterschiedliche GrundstückseigentümerInnen, InvestorInnen und Bauträgern) bestehen. Dies tritt meist dann zutage, wenn es um gebäudeübergreifende Entscheidungen wie beispielweise die Versorgung über ein Nahwärmenetz, geht (siehe dazu auch Schöfmann, P. & al., 2020: 19).

Mindestens ebenso bedeutsam, wie das Finden von Lösungen trotz komplexer Eigentümerstrukturen, ist der Umgang mit einer mit dem Umbau des Energiesystems einher gehenden neuen Rollen- und Funktionsstruktur bei den bisherigen KonsumentInnen und ProduzentInnen:

  • KonsumentInnen werden zu Prosumern, die nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch produzieren, zugleich kommt ihnen als Prosumern jedoch auch die „Verantwortung“ hinsichtlich eines netzdienlichen Verbrauchsverhalten zu.
  • Energiegemeinschaften können durch gut abgestimmte Maßnahmen und Verhaltensweisen zu gemeinschaftlicher Energieverbrauchsoptimierung von erneuerbarer Energie (z.B. innerhalb eines Quartieres) beitragen.
  • ProduzentInnen bzw. Akteure der Energieversorgung: Während früher das sogenannte „EVU“ für Stromerzeugung, Strom- und Gasverteilung und Abrechnung zuständig war, sind heute die Rollen des Energie-Erzeugers und Netz-Betreibers getrennt abzuwickeln, um eine Marktliberalisierung zu ermöglichen. Wie Sie bereits in Wocheneinheit 3 gehört haben, muss mit dem steigenden Anteil an fluktuierender, erneuerbarer Energie das Netz in seiner Gesamtheit deutlich mehr zur Flexibilität und Speicherfähigkeit beitragen. Auf der technischen Seite sollen neue Speichersysteme und Smart Grids-Lösungen dies unterstützen. Aber auch geeignete Marktspielregeln sind entscheidend dafür, dass sich diese Lösungen ökonomisch durchsetzen können. Damit kommen zusätzliche „Player“ ins Spiel:
    • Der „Flexibilitätsmanager“ kann dazu beitragen, dass „negative“ (im Augenblick nicht verwendbare) Energie in integrierten Speichersystemen (virtuelle Speicher) zwischengelagert wird, mit Lastverschiebungen und Effizienzmaßnahmen Angebot und Nachfrage ausgeglichen wird und die Möglichkeit der Sektor-Kopplung genutzt wird, um die Vorteile der jeweiligen Energieträger zu nutzen.
    • Aber auch energieintensive Betriebe können durch das Angebot angepasster Produktionsprozesse wesentlich zur Netzstabilität beitragen.

Bei der Integration und automatischen Steuerung dieser zahlreichen Komponenten spielen IKT-Lösungen und der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle. Damit ist die erforderliche Flexibilität des Energiesystems zu erreichen.