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Bilanzierung und Bewertungen von PEQs

6.4 Beurteilung des Gesamtsystems

Systemeffizienz

Bei einer Beurteilung des Gesamtsystems wird auch eine bilanzielle Gegenüberstellung von Energiebezug und Energieabgabe durchgeführt sowie der elektrische Eigennutzungsgrad (gibt an, wieviel von dem auf dem Areal erzeugten Stroms selbst verbraucht wird) und Eigendeckungsgrad (gibt an wie hoch der Anteil ist, der durch eigene Stromerzeugung gedeckt werden kann) berücksichtigt (siehe Stockinger, V., 2016).

(Hegger, M. & al., 2014) argumentieren, dass der Bilanzgegenstand Primärenergie die Nachhaltigkeit der eingesetzten Energieträger und Baustoffe bewertet und „der Bilanzgegenstand Leistung die interne Optimierung und eine Vernetzung mit dem Umland. Beide Bilanzgegenstände zusammen vermeiden das Streben nach dem größtmöglichen Energieüberschuss und befördern Angemessenheit und Passung.“

Ein weiteres Beurteilungskriterium wäre, den „Netzbeeinflussungsgrad“ zu berücksichtigen, zumal ein PEQ „netzverträglich bzw. netzdienlich“ sein sollte. Damit würde berücksichtigt werden, wie sehr das Netz durch Einspeisespitzen beeinflusst wird (Stockinger, V., 2016). „Der Netzbeeinflussungsgrad gibt an, wie das Verhältnis der Erzeugungsspitzen und Einspeisespitzen mit elektrischem Speicher im Vergleich zum Betrieb ohne Speicher ist“ (Stockinger, V., 2016:119).

Bewertung des Bodenverbrauchs

Wie in Kapitel 5.2.1 „Unterschiedliche Ausgangssituationen – Wie bewerten?“ dargestellt, besteht zwischen Quartieren im dichtverbauten, urbanen Raum und einer lockeren Bebauung mit höherem Flächenverbrauch ein Ungleichgewicht. Aufgelöst werden könnte dies im Rahmen einer Bewertung nach (Schöfmann, P. & al., 2020: 46), indem ein Quartier, das weniger Nutzfläche pro Grundstück schafft, dafür mehr erneuerbare Energie bereitstellen müsste.

Ein Ungleichgewicht zeigt sich auch, wenn man Mobilität und Flächennutzung betrachtet: Ein und dasselbe Quartier mit Anbindung an den öffentlichen Verkehr in einer Stadt, ist ökologisch gesehen anders zu bewerten als dasselbe Quartier im ländlichen Raum, wenn jede Wohneinheit ein bis zwei PKWs im Einsatz hat bzw. haben muss, weil der öffentliche Verkehr nicht ausgebaut ist. Das bedeutet, die Emissionen und Energie der Mobilität, die durch den Standort des Quartiers entstehen, könnten ebenfalls berücksichtigt und optimiert werden

Sollen auch Stoffströme bewertet werden?

Eine zusätzliche Erweiterung in der Bewertung wäre die Beurteilung der Vernetzung des Quartiers mit urbanen Infrastrukturen oder auch hinsichtlich der Stoffströme und Prozesse bezüglich Wasser, Abfall, Abwasser, Abwärme.

Lebenswertes Quartier

Will man nun ein Quartier in seiner Gesamtheit bewerten, also nicht nur die energetische Qualität und den technischen Innovationscharakter, so dürfen Fragen zur Raumordnung, der städtebaulichen Planung oder auch der baulichen Dichte nicht fehlen. Ebenso bedeutsam sind Angebote für den täglichen Bedarf in einem Quartier sowie Stadtklima bzw. das Vorhandensein von Grünflächen und Wasser. Insgesamt gilt die gestalterische Qualität des öffentlichen Raums als grundlegend für die Qualität des Zusammenlebens in den Städten. Zum Abschluss empfehle ich Ihnen dazu ein Interview mit dem New Yorker Stadtplaner Fred Kent.