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Klimapläne und Maßnahmen europäischer Städte

2.3 Paris

Paris war in den vergangenen Jahren besonders betroffen von Hitzewellen: Im Juli 2019 lagen die Temperaturen an 17 Tagen über 25°C, an 7 Tagen davon über 30°C und an einigen Tagen über 40°C. Klimaszenarien prognostizieren, dass Perioden extremer Hitze regelmäßiger und intensiver auftreten werden. Auch Wetterextreme wie Starkregen und Trockenperioden verbunden mit einer Verknappung der Wasserressourcen könnten zunehmen.

2006 veröffentlichte die Pariser Kommunalverwaltung ihre erste Treibhausgasbewertung, aus der die am stärksten emittierenden Sektoren - öffentliche Einrichtungen (56%), öffentlicher Verkehr (20%) und Verbrauchsgüter (24%) hervorgingen; 2007 wurde ein Klimaplan zur langfristigen Senkung der Treibhausgase angenommen; auf diese Weise legte die Stadt ein Reduktionsziel von 75% zwischen 2004 und 2050 und ein kurzfristiges Ziel von 25% bis 2020 fest (siehe Paris Climate Action Plan).

Verkehrskonzept

Unter der aktuellen Bürgermeisterin Anne Hidalgo wurde und wird ein vergleichsweise radikales Verkehrskonzept (zumindest für das Zentrum von Paris) umgesetzt:

  • Generelles Verbot des Individualverkehrs an extremen Hitzetagen
  • Plans de Déplacements – Um die Emissionen im Verkehrssektor um über 30% senken zu können und die damit verbundenen Luftschadstoffe zu reduzieren, wurde unter anderem festgelegt, eine emissionsarme Zone (Zone de Circulation Restreinte - ZCR) einzurichten. Dabei soll für Fahrzeuge mit hohen CO2-Emissionen ein Fahrverbot für die Innenstadt umgesetzt werden. Bis 2024 sollen keine Dieselfahrzeuge und bis 2030 auch keine Benzinfahrzeuge mehr fahren dürfen. In Betracht gezogen wird in diesem Zusammenhang ein automatisiertes Überwachungs- und Sanktionssystem.
    In einem weiteren Schritt soll mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden, sowie der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Intermodalität erleichtert werden. Dazu gehört auch der Ausbau des Métro-Streckennetzes und die Automatisierung des Zugverkehrs, umgesetzt bisher auf der Linie 14 (siehe Paris Climate Action Plan).
  • Temporäre Radwege nach Bedarf – Während der Corona-Krise wurden 50 km Radwege geschaffen:
  • In den nächsten Jahren soll ein „Regional Express Fahrrad-Netzwerk geschaffen werden, um das Radfahren zum alltäglichen Verkehrsmittel zu machen. 2021 sollen bereits zwei Millionen tägliche Fahrten mit dem Fahrrad möglich sein. (Fahrradportal)  

Ein weiterer Schritt, der sowohl den Individualverkehr als auch den adaptiven Klimaschutz betrifft, ist die Verringerung  der Parkplätze. Stattdessen werden Bäume gepflanzt oder die Fläche mit Pflanzen begrünt.

Kombiniert werden sollen diese Maßnahmen mit der Schaffung von zusätzlichen Grünflächen, begrünten Schulhöfen, um ein Netz von kühlenden Plätzen zu erzeugen und damit das Stadtklima zu verbessern.

Energieversorgung und Bausektor

Die Pariser Stadtregierung will neben der CO2 Neutralität bis 2050, den Umstieg auf erneuerbare Energien schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten jedoch bis 2050 20% der Pariser Dächer mit Solaranlagen ausgestattet werden und auch die Geothermie ausgebaut werden (L’Agence Parisienne du Climat).

Das Solarkataster Paris zeigt die vorhandenen Potenziale in der Stadt: http://capgeo.sig.paris.fr/Apps/CadastreSolaire/

In Paris ist der Bausektor für 80% des Energieverbrauchs und für 20% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dementsprechend soll der Energieverbrauch bis 2030 um ein Drittel und bis 2050 um 50% gesenkt werden (Paris Climate Action Plan). Auch in Paris spielt die thermische Sanierung eine große Rolle. Die Herausforderung ist allerdings groß, da die meisten Gebäude vor 1975, das heißt bevor Effizienzmaßnahmen gesetzlich vorgeschrieben waren, gebaut wurden. 53% der Gebäude sind sogar vor 1914 gebaut, damit ist der Gründerzeitanteil noch größer als in Wien, zudem wurden 50% der Sozialwohnungen vor 1975 errichtet. Ihr Verbrauch liegt bei 190 kWh/m²/a, bei einem Teil sogar bei 330 kWh/m²/a (Horn, Ch., 2018).

Um die gewünschte Sanierungsrate zu erreichen, soll der rechtliche Rahmen für eine Verpflichtung zur thermischen Sanierung geschaffen werden, wobei diese zuerst für die Energieklassen F und G (bis 2030) und anschließend für die Klassen D und E (bis 2040) gelten soll. Auch die 230.000 Sozialwohnungen (Stand 2016), die rund 19% des Pariser Wohnraums entsprechen, sollen saniert werden (L’Agence Parisienne du Climat, Bâtiments).