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Smart City-Konzept

ÜBERLEGEN SIE!

Was macht eine Stadt/ein Stadtviertel „smart“?

„Smartness” ist ein soziales Gedankengebäude, d.h. sie ist nicht objektiv greifbar, sondern wird „als vorhanden definiert“. Das bedeutet, sie ist Teil unseres gemeinsamen Verständnisses und Konsenses (Jucevicius, G., Maital, S., 2015). Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition einer Smart City. Das Konzept bedeutet verschiedene Dinge für verschiedene Leute, es variiert von Stadt zu Stadt und von Land zu Land, abhängig vom Grad der lokalen Entwicklung, dem Willen zur Veränderung, vorhandenen Ressourcen und Erwartungen der Bewohner_innen.

Technologiegetriebene Definitionen von Smart Cities fokussieren stark auf Informations- und Kommunikationstechnologien zur Erfassung, Überwachung und Optimierung urbaner Ressourcenströme. Daneben gibt es auch Smart City Konzepte, die mehr in der Tradition der Lokalen Agenda 21, der Aalborgh Charta (1994) oder der Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt (2007) stehen. Hier tritt eine transparente, kooperative und integrierte Stadtplanung in den Vordergrund, die auf die sozialen und wirtschaftlichen Erfordernisse einer heutigen Gesellschaft Rücksicht nimmt (European Innovation Partnership on Smart Cities & Communities, 2013). Im jüngeren Verständnis umfasst eine Smart City einen integrierten urbanen Raum.

Integriert bedeutet, dass Leistungen wie

  • Lebens- und Wohnraum
    für Kinder und ältere Menschen, Arm und Reich, Menschen unterschiedlicher Herkunft  
  • Arbeitsplätze
    für jegliche Qualifikation und jegliches Alter
  • Bildung
    vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung
  • Kulturangebote
    Oper und Festspiele, Museen, Kinos, religiöse Einrichtungen
  • Freizeitmöglichkeiten
    Sportstätten, Gaststätten, Bars, Yogastudios, ...
  • ärztliche Dienste
    Ärzte, Spitäler, etc …

sich innerhalb kurzer Distanzen befinden („Stadt der kurzen Wege“). Dieses Ziel kann durch entsprechende Infrastruktur (physisches Kapital), Humankapital (z.B. Fähigkeiten, Wissen, Gesundheit der Menschen) (Wikipedia, Human_capital) soziales Kapital (soziale Netzwerke, die wirtschaftlichen Nutzen generieren (siehe investopedia.com) und IKT-Infrastruktur gefördert werden. „Smarte“ Urbane Logistik (Güter und Menschen) und neue Transportsysteme verbessern den städtischen Verkehr und die Mobilität der Bewohner_innen.

BEREICHE, die für die Entwicklung einer Smart City relevant sind:

  • Menschen, die in Städte ziehen, suchen meist auch neue Jobmöglichkeiten. Neben traditioneller Produktion und Dienstleistungsbetrieben müssen auch neue Formen des Unternehmertums und innovative Finanzierungsmodelle für Start-ups forciert werden.
  • Große und kleine Unternehmen, Produktions- und Dienstleistungsbetriebe sowie Freiwilligenorganisationen koexistieren nebeneinander.
  • Grüne und blaue Infrastruktur (Grünflächen, Parks, Wasser) sind sehr wichtig um eine hohe Lebensqualität in Städten zu erreichen.
  • Begrünte Fassaden und Dächer helfen, Städte zu kühlen und vermindern den Bedarf an Klimageräten.
  • Urban Gardening (Gärtnern in der Stadt) ist nicht nur wichtig für soziale Begegnungen und Integration, sondern kann auch einen Beitrag zur Lebensmittelversorgung leisten.
  • Die durch Verkehr und Mobilität verursachten Herausforderungen und Probleme (Emissionen, Lärm, schlechte Qualität des Öffentlichen Verkehrs, Staus, Unfälle…) müssen adressiert werden, z.B. über Lösungen wie E-Mobilität, Carsharing, Ausbau von Radwegen und öffentlichem Verkehr.
  • Darüber hinaus ist es wichtig, „erzwungene“ Mobilität zu reduzieren, indem das Konzept der kurzen Wege umgesetzt wird.
  • “Niedrigenergiehaus, Passivhaus, Plus-Energie-Haus“ sind die Schlagworte im Gebäudebereich. Niedrigenergie-Lösungen können in neuen Gebäuden leicht umgesetzt werden, sind aber in Bestandssanierungen eine echte Herausforderung. Um diese Ziele umzusetzen müssen neue kooperative Baumodelle entwickelt werden.
  • Der Lebenszyklus von Baumaterialien für neue Gebäude muss im Entwurfsprozess mitberücksichtigt werden.
  • Lebensqualität hängt wesentlich davon ab, wie Bewohner_innen ihr Zusammenleben im Quartier organisieren können. Gute nachbarschaftliche Beziehungen haben einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Bewohner_innen im Stadtviertel. Eine hohe Diversität unter den Bewohner_innen kann das Leben interessanter gestalten. Dazu kommen Schutz und Sicherheit als wichtige Themen.
  • Verbesserte Energieeffizienz und der vermehrte Einsatz von erneuerbaren Energieformen sind wichtig, um die globale Erwärmung hintan zu halten. Dies kann durch unterschiedliche Maßnahmen erreicht werden:
    • Verminderung des Energieverbrauchs (kürzere Wege durch bessere Mobilitätsalternativen, weniger Wärmebedarf durch energieeffizientere Häuser, …)
    • Einsatz energieeffizienter Technologien (Wärmepumpen, Kraft-Wärme-Kopplung, …)
    • Umstieg auf erneuerbare Energien (Solarthermie, Photovoltaik, Biomasse, ...)
    • Entwicklung neuer Finanz- und Businessmodelle wie etwa Genossenschaften oder Projekte in kollektivem Besitz.
  • Stadtplanung muss sich zu einer integrierten Stadtplanung weiterentwickeln, um alle wichtigen Entwicklungsgebiete effektiv miteinander zu vernetzen. Planung muss neben Top-down-Prozessen auch partizipative (Bottom-up) Ansätze berücksichtigen.
  • Wenn Städte besser über die Motive und Bedürfnisse ihrer Bürger_innen informiert sind, können sie effektivere Strategien und Werkzeuge entwickeln, um sie in Stadt(teil)entwicklungsprozesse einzubinden. Wichtig ist, Menschen frühzeitig und gut zu informieren und für verantwortungsvolles Handeln, Partizipation und Co-Kreation zu motivieren. Bei kluger Einbeziehung der Bürger_innen können die Auswirkungen auf ihr Verhalten, ihre Wahlmöglichkeiten und ihre Kreativität enorm sein.

Die wichtigsten Elemente einer Smart City können wie folgt zusammengefasst werden:

  • Stadt der kurzen Wege
    • Alle täglichen Aktivitäten können ohne Auto durchgeführt werden.
  • Minimierter Flächenverbrauch für Gebäude und Verkehr
    • Smart Cities sind dicht.
  • Niedrige Treibhausgas-Emissionen
    • Smart Cities tragen nicht zum Klimawandel bei, da sie keine Treibhausgase emittieren.
  • Niedrige Stoffströme mit ökologischen Auswirkungen
    • Smart Cities sind (fast) Zero Emissions-Städte.
  • Niedriger ökologischer Fußabdruck
    • Bewohner_innen achten auf Herkunft und Qualität der Produkte und Dienstleistungen.
  • Niedrige Zusatzkosten
    • Smart Cities sollten keine höheren Kosten als konventionelle Städte verursachen.
    • Höhere Anfangskosten werden durch niedrigere Betriebskosten ausgeglichen.
  • Hohe Produktivität
    • Smart Cities tragen zum nationalen Wohlstand bei – über Produktions- und Dienstleistungsbetriebe, die Arbeitsplätze schaffen.
  • Hohe Vernetzung
    • Smart Cities sind keine isolierten “Inseln der Nachhaltigkeit”, sondern interagieren stark mit ihrer Umgebung (Stand-Umland-Beziehungen).
    • Da eine Smart City nicht autark in Bezug auf Lebensmittel, Energie und natürliche Ressourcen - wie reines Wasser und klare Luft - ist, tauscht sie Güter und Dienstleistungen mit den umgebenden Gebieten aus.
  • Hohe Diversität
    • In einer Smart City leben Arm und Reich, unterschiedliche Kulturen etc. miteinander. Urbane Systeme mit hoher Diversität und guter sozialer und wirtschaftlicher Integration sind stabiler (Resilienz).
  • Hohes Entwicklungspotenzial
    • “Smart” zu sein, ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Deshalb ist es wichtig, dass die Stadt offen für neue Ideen und Entwicklungen bleibt. Dies ist nicht nur mit Bezug auf Technologien zu verstehen, sondern umfasst auch soziale Innovationen.

Eine SMART CITY ist…ein integrierter urbaner Raum mit hoher Lebensqualität, der nachhaltige Praktiken entwickelt und umsetzt. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit lokalen Bürger_innen und städtischen Akteursgruppen, basiert auf erneuerbaren Energien und Ressourcen und wird unterstützt durch intelligente Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT-Lösungen). Ein solcher urbaner Raum bietet effiziente, verlässliche und transparente öffentliche Dienstleistungen, die eine nachhaltige, lebenswerte Umgebung für die Bürger_innen gewährleisten. (Quelle: StadtLABOR)

ÜBUNG 1

Überlegen Sie, was Sie in dieser Lerneinheit gelernt haben. Fassen Sie die wichtigsten Aspekte einer Smart City zusammen!
Welche Lösungen können angewandt werden, um sich den Herausforderungen im Energiebereich zu stellen? Und welche im Mobilitätsbereich?

In letzter Zeit ist eine rasche Verbreitung sog. “Living Labs” zu beobachten. Sie dienen als Vehikel, um soziale und ökologische Probleme anzusprechen und eine nachhaltige Stadtentwicklung zu unterstützen. In der nächsten Lerneinheit werden die wichtigsten Konzepte rund um Living Labs vorgestellt.

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Texte: Autor_innen des Lernfelds/ Fallbeispiel/ Kurswoche, Erscheinungsjahr, Titel des Lernfelds/ Fallbeispiel/ Kurswoche. Hrsg.: e-genius – Initiative offene Bildung, www.e-genius.at”
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