Exkurs: Nationale Entwicklungen im europäischen Kontext
Die Zukunftsfähigkeit der bestehenden Wärmenetze in Österreich ist gegenwärtig zunehmend gefährdet, einerseits aufgrund der unsicheren Entwicklung der Preise von Brennstoffen und der Erlöse aus dem Stromverkauf von KWK-Anlagen, andererseits wegen der aufgrund von Sanierungsmaßnahmen bzw. hohen Neubaustandards sinkenden Nachfragedichten (Schmidt, R.-R., et al., 2015)
Dazu kommt, dass zurzeit keine politisch akkordierten Ziele für die Entwicklung der Fernwärme/Fernkälte auf Bundesebene existieren. Entscheidungen zu Ausbau, Verdichtung oder Adaptierungen von Fernwärme- oder Fernkältenetzen erfolgen in Österreich im Allgemeinen aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten der einzelnen Energieversorger, bzw. sind stellenweise Instrumente der lokalen Energieraumplanung zu berücksichtigen.
In diesem Zusammenhang ist das vom bmwfw und bmluf herausgegebene Dokument „Energiestrategie Österreich“ (bmwfw/bmluf, 2010) zu erwähnen, in dem unterschiedliche Maßnahmen zum Thema Fernwärme diskutiert wurden, das aber keine Verbindlichkeiten enthält.
Zwischen 2013 und 2015 wurde der „F&E-Fahrplan Fernwärme und Fernkälte: Innovationen aus Österreich“ im Auftrag des Klima- und Energiefonds erstellt (Schmidt, R.-R., et al., 2015). Hierfür wurde im Rahmen von mehreren Workshops und Experteninterviews die gesamte Fernwärmebranche adressiert. Die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits in laufende und vergangene Ausschreibungen des Energieforschungsprogramms des KLIEN aufgenommen.
Im Jahr 2015 hat die TU Wien (EEG) das Potenzial für den Einsatz der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und der effizienten Fernwärme- und Fernkälteversorgung in Österreich im Rahmen der Berichtspflichten gemäß Energieeffizienzrichtlinie RL 2012/27/EU, Artikel 14 sowie Anhänge VIII und IX bewertet (Büchele. R., et al., 2015).
Dabei zeigte sich, dass im Allgemeinen großes Potenzial zum Ausbau der Wärmenetze besteht, allerdings ist ein solcher nur bei hohen Anschlussgraden wirtschaftlich. Geothermie, Abwärme und Müllverbrennung sind günstige Optionen, jedoch setzt der CO2-Preis derzeit keine ökonomischen Anreize zur Umstellung auf alternative Wärmequellen.
Im Jahr 2016 wurde (basierend u. a. auf Schmidt, R.-R., et al., 2015) die „Strategic Research Agenda zur Entwicklung eines intelligenten Energiesystems in und aus Österreich“ entwickelt, die die Fernwärmethemen in einen weiteren Kontext stellte (bmvit, 2016). Das aktuelle Strategiedokument des bmvit (2016) fokussiert ebenfalls auf die Realisierung integrierter Energiesysteme, die Strom-, Wärme- und Mobilitätsanwendungen gemeinsam betrachten. Hierbei ermöglicht die Digitalisierung mehr Verständigung zwischen Sektoren bzw. Akteuren.
Dabei wird festgestellt, dass das Stromnetz eine steigende Bedeutung haben wird, sodass dessen Echtzeitintegration, Flexibilisierung und Speicherung immer wichtiger werden wird. Die Wärmewende im urbanen Raum erfordert die Integration unterschiedlicher Quellen mit verschiedenen Temperaturniveaus.