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Future Challenges – Megatrends

10.15 Urbanisierung vs. Landflucht

Neben den im vorigen Kapitel vorgestellten Entwicklungen im Verkehrsbereich sind heute schon weitere gesellschaftliche Entwicklungen absehbar, auf welche die Verkehrsplanung zeitgerecht reagieren sollte/muss.

Wichtige Daten und Fakten zum Thema Urbanisierung und Landflucht wurden bereits in Kursteil 1 dargestellt. Festzuhalten ist, dass diese beiden Phänomene die zwei Seiten ein und derselben Medaille sind. Durch die Attraktivierung von Städten infolge erhöhter Investitionen zur Infrastrukturbereitstellung (Ausbildungsstätten, Arbeitsplätze, Einkaufs-, Freizeit und Kultureinrichtungen) wollen sich mehr Menschen in urbanen Räumen ansiedeln – der Druck, die Infrastrukturen auf diese erhöhte Nachfrage anzupassen, steigt, mehr Geld wird investiert, die Attraktivität steigt weiter, und mehr Menschen ziehen in die Städte. Ein sogenannter sich selbst verstärkender „Teufelskreis“ ist in Gang gesetzt.

Parallel dazu haben Gemeinden immer weniger Geld, um in ihre Infrastruktur investieren zu können, die BewohnerInnen ziehen in die Städte; dadurch benötigt man weniger Schulplätze, Kindergartenplätze, Einkaufsmöglichkeiten sperren zu, Arbeitsplätze wandern ab usw. Es wird noch unattraktiver, am Land zu wohnen, und die geringere Anzahl der EinwohnerInnen (nur „die Alten“ bleiben zurück) führt zu weniger Einkommen für die Gemeinde, das führt wiederum zu weniger Investitionen und damit zu einer weiteren Abwanderung hin in die Städte – erneut wirkt hier ein Teufelskreis, der sich zu einer unaufhaltsamen Abwärtsspirale zu formen scheint.

Diese zwei oben genannten Phänomene sind in der Wissenschaft bekannt, die Politik hat es aber noch nicht geschafft, hier steuernd einzugreifen. In einem ersten Schritt müsste zuerst festgelegt werden, was wir als Gesellschaft haben wollen – anders ausgedrückt, es müsste die Frage beantwortet werden: „Welches Verhältnis von Land zu Stadt ist gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch sinnvoll?“ Dieses Verhältnis sollte wissenschaftlich erforscht und anschließend politisch diskutiert und fixiert werden. Darauf aufbauend müssten politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die beschlossenen Ziele erreichen zu können.

Zurzeit ist keine entsprechende Diskussion in der Politik sichtbar, Forschung zum Thema „Schrumpfung“ ist unpopulär und findet nur sehr beschränkt statt. Es scheint, als ob man in diese Entwicklung der Urbanisierung politisch nicht steuernd eingreifen will. Man überlässt diese Entwicklung voll und ganz den Kräften des freien Marktes.