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Energiekonzepte für Gemeinden – Aufgabe und Inhalt

3.17 Ermittlung des Wärme- und Strombedarfs

Wärmebedarf

Die Ermittlung des bestehenden und auch zukünftigen Wärmebedarfs (Heizwärme und Brauchwarmwasser) kann – abhängig vom Detaillierungsgrad der zur Verfügung stehenden Daten und abhängig von der Größe und Struktur der untersuchten Bereiche etc. – durch unterschiedliche Methoden erfolgen:

Bei einer siedlungsbezogenen Wärmebedarfsermittlung wird auf die spezifischen Wärmebedarfswerte zurückgegriffen, die für festgelegte Siedlungstypen (wie historische Altortgebiete, Einfamilienhausgebiete, Mehrfamilienhausgebiete, Industriebauten und Sonderbauten etc.) in Tabellenform vorliegen.

Bei der sehr detaillierten, aber auch aufwendigeren gebäudebezogenen Wärmebedarfsermittlung werden die Wärmebedarfe aufgrund der konkreten Objekttypologie (Einfamilienwohnhaus, Reihenhaus, mehrgeschoßiger Wohnbau, Bürobauten, Schulen u. a.) und des Alters dieser Gebäude ermittelt. Zusätzlich sind die durchschnittlichen Energiebezugsflächen (Gesamtwohnfläche oder Gebäudegrundfläche mal Geschoßanzahl) und der Zustand dieser Objekte zu ermitteln. Diese Informationen werden wiederum mit den in Tabellenform vorliegenden spezifischen Wärmebedarfswerten in Zusammenhang gebracht. Für Gebäudetypen, für die diese Werte nicht vorliegen, müssen sie vor Ort im Detail erhoben werden.

Die Ergebnisse dieser Arbeit werden nach den unterschiedlichen Themen (Wärmebedarf für Wohngebäude, für öffentliche Gebäude etc.) in verschiedenen Karten übersichtlich dargestellt und beschrieben sowie eine sogenannte Wärmebedarfsdichtekarte – sie zeigt die Summe der Wärmebedarfswerte für ein bestimmtes Gebiet – erstellt.

Diese Wärmebedarfsdichtekarte ist eine der Grundlagen für die Entscheidung, welche Wärmeversorgungskonzepte (Wärmenetz, Gasnetz, Wärmepumpen-Einzelheizungen u. a.) sich für das untersuchte Gebiet eignen könnten.

Strombedarf

Für die Erhebung des Strombedarfs kann auf Daten der Energieversorger und Netzbetreiber zurückgegriffen werden. Aufgrund des Datenschutzes liegen diese Daten meist in aggregierter oder anonymisierter Form vor. Ist dies nicht möglich, kann zum Vergleich auf bereits vorhandene Stromverbrauchswerte von ähnlichen Objekttypen und Verbrauchern zurückgegriffen werden.

Unterschiedliche Heizsysteme zur Erzeugung der Raumwärme und des Brauchwarmwassers erfordern unterschiedlich hohe Temperaturen (zwischen 35 und 70 °C). Spezialanwendungen in der Industrie benötigen zum Teil über 1.000 °C. Diese Temperaturniveaus müssen im Jahresverlauf den Verbrauchern in unterschiedlicher Höhe zur Verfügung gestellt werden und unterliegen auch saisonalen Schwankungen.

Diese Informationen – ergänzt um den Kältebedarf – sind erforderlich, um ein Konzept zu entwickeln, wie die „Verbraucher“ und die „Erzeuger“ der Energie effektiv und sinnvoll miteinander verbunden werden können.

Neben dieser Bestandsanalyse werden für die Erstellung des Energiekonzepts in weiterer Folge die im Gebiet vorhandenen Energiepotenziale wie

  • Solarenergie,
  • Biomasse (aus Land- und Forstwirtschaft sowie biogene Reststoffe),
  • Geothermie (oberflächennah oder Tiefengeothermie),
  • Abwärme aus Produktionsprozessen,
  • Wind,
  • Wasser u. a.

erfasst, kartiert und analysiert.

Das Ergebnis dieser Bestands- und Potenzialanalyse bildet sodann die Grundlage für die Ausarbeitung unterschiedlicher Konzeptalternativen, die nach verschiedenen Gesichtspunkten, wie Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit etc., bewertet werden können.

Abschließend können diese Konzeptalternativen einen Abwägungs- und Entscheidungsfindungsprozess durchlaufen und die am besten geeignete Konzeptalternative durch die politischen Entscheidungsträger zur Umsetzung beschlossen werden.

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