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Nachwort

3.20 Lernen für eine bessere Welt

Die Gesellschaft verändert sich fortlaufend und mit ihr das kollektive Bewusstsein, ihr Denken und ihre Werte. Die heutige Zeit hat neue Techniken, neue Formen der Kommunikation und des sozialen Miteinanders, neue Herausforderungen und mit alldem neue Anforderungen für die Planung unseres Lebensraums hervorgebracht.

„Planen heißt, in Gedanken vorwegzunehmen, was die Wirklichkeit der Zukunft werden soll“, sagt Edgar Salin (nach Wiegand, 2005, VII).

Zu planen bedeutet, Handlungen vorzubereiten, Szenarien zu entwickeln, Vor- und Nachteile zu diskutieren und bei Bedarf auch steuernd einzugreifen, um Probleme zu lösen. Planen ist aber auch ein diskursiver, sozialer Prozess, der nicht losgelöst von Menschen betrachtet werden kann.

Wir sind heute in den Planungsdisziplinen gewohnt, in der rationalen, vernunftgeleiteten Ebene zu denken und zu argumentieren. Wenn wir von Raumplanung sprechen und raumplanerische Konzepte erarbeiten, haben wir in der Regel die Gestaltung und Veränderung der Außenwelt im Kopf. Wir wollen „Ordnung“ schaffen und etwas „entwickeln“. Wir denken dabei oft nicht daran, dass diese „Ordnung“ Produkt unseres Denkens, unserer Werte und Vorstellungen ist.

Probleme, verstanden als negativ empfundene Zustände, existieren nicht von Grund auf. Sie werden sozial und mental konstruiert. Das heißt, Probleme sind Ausdruck des Denkens der Menschen, Ausdruck unserer Werthaltungen, Ziele, Einstellungen und Glaubenssätze. Veränderungen im Denken verändern immer auch unsere Problemsichten.

Lernen – nicht im Sinne der Ansammlung neuen Wissens, sondern vielmehr verstanden als Prozess des Erkennens und Veränderns unserer Werthaltung – kann Probleme lösen. Realität ist ständig in Veränderung, Realität ist lebendig.

Ein Wertewandel, der mit einer neuen Vorstellung über „Wachstum“ einhergeht, ist heute notwendig. Wir können Wohlstand und Lebensqualität neu definieren und damit in einer „endlichen Welt“ ein gutes Leben führen, ohne ständig mehr Ressourcen zu verschwenden.

Es ist die vordringlichste und wichtigste Aufgabe unserer Zeit, Bedingungen zu schaffen, unter denen innerhalb ökologischer Grenzen ein gutes Leben möglich ist. Es gilt gemeinsam eine Vision einer Welt zu entwickeln, in der wir leben wollen und können.

Es wird nächste Generationen geben und neue Generationen von Planerinnen und Planern, die unter anderen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen das herkömmliche Spektrum an Methoden, Instrumenten und Denkmodellen bereichern. Sie werden mit einer neuen Vorstellung über Wachstum und Wohlstand arbeiten (müssen). Wir alle sind gemeinsam gefordert. Stadt wird nicht nur von PlanerInnen, Investoren oder PolitikerInnen gemacht. Unser Lebensraum wird vor allem von jenen Menschen gemacht, die in ihm leben, ihn täglich benutzen und damit prägen.

In der Stadtteil- und Quartierentwicklung können wir durch eine kluge Programmierung des Planungsprozesses einen Beitrag leisten und Voraussetzungen schaffen, um Lernen (und Verlernen) zu fördern – nicht nur, um einen Plan zu „entwickeln“, sondern vor allem, um uns selbst, uns Menschen, zu qualifizieren. Denn wir alle sind an der Gestaltung des Lebensraums beteiligt. Jetzt sind wir gefordert, das zu tun, was wir ohnehin gut können: uns an neue Bedingungen anzupassen.

 

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